Auch Handwerk warnt vor falscher Hoffnung auf Wärmenetze

Energiepolitik in Baden-Württemberg -

Das Handwerk in Baden-Württemberg sieht sich durch die Verbraucherzentrale und die Monopolkommission an seiner Kritik der aktuellen Heizungspolitik bestätigt: Die von Politik und Wissenschaft genährte Hoffnung, die Wärmewende insbesondere durch Wärmenetze umzusetzen, habe zwei fatale Folgen: Erstens werde Verbrauchern ein falscher Eindruck vermittelt und zweitens entstehe die reale Gefahr von Monopolbildung und inakzeptablen explosionsartigen Preissteigerungen durch die Energieversorger, so der Spitzenverband Handwerk BW und der Fachverband des SHK-Handwerks im Land.

Der Verbraucherzentrale-Bundesverband hatte in der Vorwoche vor zu viel Intransparenz bei der Preisbildung für Fernwärme gewarnt. Die Verbraucher seien ihren Versorgern „ausgeliefert“. Das Handwerk verweist auch auf die Monopolkommission der Bundesregierung, die mehr Wettbewerb im Fernwärmesektor verlangt, um die Endkundenpreise zu senken und mehr Akzeptanz für die Wärmewende zu schaffen. Dazu gehöre auch der Verzicht auf Anschlusszwänge. Das Gebäudeenergiegesetz und die Wärmeplanung hätten in Kombination das Potenzial zu einer Monopolbildung zum alleinigen Vorteil der Energieversorger.

„So, wie die Wärmewende derzeit in Baden-Württemberg politisch kommuniziert wird, vermittelt sie den Eindruck, dass diese im Land größtenteils durch Wärmenetze erfolge“, kritisiert Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW. Sein Kollege vom SHK-Verband, Wolfgang Becker, ergänzt: „Die meisten Wärmepläne agieren mit zu optimistischen Ausbaupotenzialen für Wärmenetze. Das haben auch die von der Landesregierung beauftragten Wissenschaftler zur Untersuchung der Wärmepläne deutlich zum Ausdruck gebracht. Nicht über 40 Prozent der Haushalte in Baden-Württemberg werden angeschlossen werden können, sondern in den optimistischsten Planungen im Landesdurchschnitt nach unserer fachlichen Einschätzung höchstens 20 Prozent. Fernwärme ist nur ein Teil der Wärmewende. Der weit überwiegende Teil wird mit dezentralen Wärmeversorgungslösungen vervollständigt werden.“

Der Kunde dürfe nicht über Jahre auf ein mögliches Wärmenetz warten und Angst vor Anschlusszwängen haben, sondern solle sich nach Möglichkeit bereits heute für eine klimaschonende Anlage entscheiden. Die abwartende Haltung in der Bevölkerung verlangsame die Wärmewende nachhaltig.

Die Verbände forderten die Politik auf, in diesem Punkt ehrlicher zu kommunizieren. „Nach bald zwei Jahren Zwangsbremsung beim Ausbau regenerativer Wärmetechnik müssen wir jetzt wieder Fortschritte erzielen. Die Illusion Wärmenetze hilft dabei nicht“, so Becker und Haas. Die Verbände betonen: „Wir teilen ganz klar die Ziele der Wärmewende zum Klimaschutz. Doch anders als Landesregierung und Wissenschaft kennen wir realistischere Wege. Das Handwerk weiß, wie man’s macht, ohne in der grauen Theorie und Ideologie zu bleiben.“