Das sind die Gewinner
Seifriz-Preis -
„Im Handwerk wird Innovation großgeschrieben. Der „Seifriz“ zeichnet seit über 30 Jahren bemerkenswerte Kooperationen zwischen Handwerkern und Wissenschaftlern aus und zeigt wieder einmal, dass das Handwerk ganz vorne mit dabei ist, wenn es um Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit geht. Wir sind stolz, dass in diesem Jahr zwei der drei Preisträger aus dem baden-württembergischen Handwerk kommen“, so Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags und Vorsitzender des Vereins Technologietransfer Handwerk.
In diesem Jahr hat der Verein den renommierten Preis an drei innovative Handwerksbetriebe und deren Partner aus der Wissenschaft vergeben. Zusätzlich nominierte die Jury, unter Vorsitz von Prof. Dr. Michael Auer (Steinbeis-Stiftung), drei Sonderpreisträger. Insgesamt dürfen sich alle Preisträger in diesem Jahr über ein Preisgeld von insgesamt 18.000 Euro freuen.
Die Hauptpreisträger des „Seifriz“ 2022:
Nachhaltige Dächer smart vernetzt – Smartes Dachmonitoring aus der Ferne mittels IoT-Technologie
Gemeinsam mit einem Wirtschaftsinformatik-Studierenden der Hochschule Karlsruhe entwickelte das Dachdeckerunternehmen Aurnhammer aus Ulm eine smarte Dachmonitoring-Lösung. Die erhobenen Daten werden dabei in einem zentralen IoT-Betriebssystem gebündelt und über ein integriertes Dashboard für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Die entwickelte Systemlösung erlaubt eine intelligente Früherkennung sowie vollständig digitale Zustandsüberwachung und vorausschauende Instandhaltung von Flachdächern. Die neue Technologie reduziert die Anzahl der Schadensfälle und vermeidet oft den Neubau eines Dachs.
Mit ihrer Idee des digitalen Monitorings und mit der neu entwickelten Hard- und Software im Gepäck entwickelten Christoph Schendel und Riccardo Baral mittlerweile ein eigenständiges Geschäftsmodell und gründeten die smart roof solutions GmbH.
Beitrag zum Klimaschutz – Ertüchtigung historischer Fenster
Seit 30 Jahren arbeitet der Geschäftsführer der Holzmanufaktur aus Rottweil, Hermann Klos, mit seinem Team an der Instandsetzung, Erhaltung und Funktionsverbesserung historisch wertvoller Bauausstattungen.
Um die Verluste historischer Fenster zu verhindern, hat die Holzmanufaktur zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) und dem Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ein Verfahren entwickelt, bei dem bestehenden Verglasungen weiterverwendet werden können. Die in dem Projekt gefertigten und bereitgestellten Musterfenster sorgen mit ihren dünnen Isoliergläsern für eine Verbesserung am Fenster selbst. Das heißt, die größte energetische Schwachstelle am Fenster – die Verglasung – wird durch eine effizientere Verglasung behoben. So können Ressourcen geschont und historische Konstruktionen erhalten werden.
Digitale Fremdkörperkennung in der Lebensmittelindustrie – der MultiCheck
Dr. Carsten Cruse, Geschäftsführer der CLK GmbH aus Altenberge, beschäftigte sich seit einer speziellen Kundenanfrage aus der Lebensmittelindustrie mit dem Erkennen von Fremdkörpern im Gutstrom. Unter einem Gutstrom versteht man im Lebensmittelbereich das exakte Portionieren von Mahlzeiten. Dazu werden für gewöhnlich Mehrkopfwaagen verwendet. Fremdkörper, insbesondere aus Kunststoff oder Metall, lassen sich bislang nur schwer entdecken und führen häufig zu Produktrückrufaktionen, da sie für den Menschen gesundheitsschädlich sein können. Um die großen technischen Herausforderungen anzupacken, hat die CLK GmbH zusammen mit Prof. Dr. Jürgen te Vrugt von der Fachhochschule Münster ein optisches System zur Fremdkörpererkennung entwickelt: den „MultiCheck“. Auf Basis einer Farberkennung werden Fremdkörper aus Kunststoff und anderen Materialien erkannt, solange sich der Fremdkörper farblich vom Produkt und dem Hintergrund abhebt. Die Kameras decken alle Abwurfpositionen ab. So können nahezu 100 Prozent der Fremdkörper frühzeitig erkannt werden.
Sonderpreisträger 2022:
Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften – Einführung des ZNU-Standards „Nachhaltiger Wirtschaften“ in einem Handwerksbetrieb
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten Herdecke hat Timothy C. Vincent, Steinbildhauer aus Dortmund, ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagementsystem im Unternehmen eingeführt. Einzigartig macht diesen Ansatz die Betrachtung von Nachhaltigkeitsaspekten und einem Managementansatz, der unabhängig von der Branche anwendbar ist. Durch die Implementierung des ZNU-Standards „Nachhaltiger Wirtschaften“ hat Vincent seinen Betrieb zukunftsfähig gemacht.
Auszubildenden-Sonderpreis – Einrichtung eines mediendidaktischen Labors für die berufliche Rehabilitation
In der Pandemie mussten im Berufsbildungswerk Abensberg nicht nur Lernprozesse virtuell abgebildet werden, sondern auch die Beziehungsarbeit, emotionale Begleitung und Motivation der Jugendlichen. Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Dengel (damals Universität Würzburg, heute Goethe-Universität Frankfurt a.M.) hat das Berufsbildungswerk unter Leitung von Petra Jeske das Projekt "Medien.Gestalten.Perspektiven." ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Lehramtsstudierenden wurde ein Weg gefunden, die Lehre zu virtualisieren. Neben einer kurzfristigen Pandemie-Lösung konnten neue
Technologien für den Ausbildungsalltag langfristig realisiert werden. Innovative Flipped Classroom Ansätze verbessern die Ausbildung maßgeblich und durch die aktive gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit neuen Technologien wurden Medienkompetenz und Team-Work gestärkt.
smart roof solutions GmbH – Erweiterung des digitalen Ökosystems durch innovative Gebäudeversicherungsdienstleister
Zielsetzung dieses Projekts von smart roof solutions GmbH unter Federführung von Christoph Schendel war die smarte Zusammenarbeit von Bedachungsfachbetrieben, Immobilieneigentümern, Hausverwaltungen und Gebäudeversicherungen. Das von der Firma entwickelte Monitoringsystem kann dazu beitragen, die unterschiedlichen Akteure nachhaltig in einem Wirtschaftsökosystem miteinander zu vernetzen, insbesondere mit Blick auf die steigenden Herausforderungen beim Thema Smart Home. Ein Projektteam von Studierenden des Kompetenzzentrum Smart Services der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz (HTWG) unter Leitung von Valerie Bass hat in Zusammenarbeit mit Versicherungsdienstleistern analysiert, wie eine solche Kooperation aufgebaut werden kann. So wurde der Grundstein für die künftige Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Versicherungen zur gemeinsamen Entwicklung digitaler Servicedienstleistungen für die Versicherungsnehmer gelegt.
Der „Seifriz“:
Der Wettbewerb zum „Seifriz“ wird seit über 30 Jahren als Wettbewerb für Wissenstransfer unter der Federführung des Baden-Württembergischen Handwerkstages durch den Verein Technologietransfer Handwerk e.V. und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftszeitschrift „Handwerk Magazin“ veranstaltet. Partner des Preises sind die Holzmann Medien Gruppe, die Signal Iduna Gruppe für Versicherungen und Finanzen und die Messe „Zukunft Handwerk“. Weitere Unterstützer sind der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), die Steinbeis-Stiftung, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg sowie Sponsoren aus der Wirtschaft. Der Preis wird ermöglicht durch eine bundesweite Jury und dem Engagement einer Vielzahl von Beratern in den Kammern und Fachverbänden. Benannt ist der Preis nach dem baden-württembergischen Politiker Adalbert Seifriz, der die Wirtschaftspolitik des Landes in der Nachkriegszeit wesentlich prägte.
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