Frühjahrsbelebung fällt schwach aus

Handwerkskonjunktur im 2. Quartal -

Die Geschäfte im baden-württembergischen Handwerk sind im Frühjahr schwächer als erwartet ausgefallen. Weniger Betriebe als im Vorjahr beurteilen ihre Geschäftslage als gut. Dafür bezeichnete jeder zehnte Betrieb die Lage als schlecht (Vorjahresquartal 7%). Auch Auftragseingang und Umsatz lagen unter den Werten des Vorjahres. Außerdem ist die Auslastung der Betriebe nicht wie sonst im Frühjahr üblich gestiegen. Das für die Handwerksbetriebe immer sehr wichtige zweite Quartal macht somit wenig Hoffnung auf die Entwicklung des gesamten Jahres. Das sind die Ergebnisse einer Telefonumfrage unter 1.350 Handwerksbetrieben.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland schlage nun auch deutlich auf das Handwerk durch, so Rainer Reichhold, Präsident von Handwerk BW, dem Spitzenverband des baden-württembergischen Handwerks. Reichhold fordert deshalb: „Die Betriebe brauchen wieder Zuversicht bei den Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und viel mehr Verlässlichkeit des politischen Handelns. Dass die Bundesregierung nach vielen Monaten nicht einmal ein zusammengestrichenes Bürokratieentlastungsgesetz vor dem Sommer zustande bekommen hat, lässt viele Unternehmer nur noch den Kopf schütteln.“

„Besonders das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe leiden immer mehr, ein Grund dafür ist auch die unzureichende Wohnungsbauförderung und mangelhafte steuerliche Unterstützung fürs Bauen im Land“, so Reichhold weiter. Deutlich verschlechtert haben sich zudem die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, die oft Zulieferer für größere Unternehmen sind. Hier zeigen sich die strukturellen Probleme der heimischen Industrie, die eine Folge von sich häufenden Standortnachteilen sei.    

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • Die Frühjahrsbelebung verlief schwach: 61 Prozent der Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage im zweiten Quartal als gut. Das waren etwas weniger als vor einem Jahr (66%). Auch im Vergleich zum Vorquartal (55%) nahm der Anteil der Optimisten weniger stark zu als üblich. Jeder zehnte Betrieb beurteilte die Lage als schlecht (Vorjahresquartal 7%).
  • Beim Auftragseingang trat das Handwerk auf der Stelle: Hier hielten sich positive (25%) und negative Einschätzungen fast die Waage (24%). Vor einem Jahr waren Betriebe mit Auftragsplus (33%) noch deutlich in der Überzahl. Damals gaben 20 Prozent an, weniger Aufträge erhalten zu haben. Im Bauhauptgewerbe, dem Ausbaugewerbe, dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf und dem Nahrungsmittelhandwerk waren die Negativmeldungen in der Überzahl.
  • Das schlug sich nun erstmals in der Auslastung nieder: Diese verharrte auf dem Niveau des Vorquartals (79%) und stieg nicht, wie im Frühjahr üblich, an. Vor einem Jahr lag die Auslastung noch bei 85 Prozent. Vor einem Jahr war rund jeder fünfte Betrieb (21%) mehr als voll ausgelastet, im gerade abgelaufenen Quartal waren es nur noch 13 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil der schwach ausgelasteten Betriebe von elf auf 17 Prozent an.
  • Die Umsatzentwicklung verlief schwächer als im Vorjahrsquartal:  Nur jeder vierte Betrieb (25%) meldete ein Umsatzplus, 20 Prozent ein Umsatzminus. Vor einem Jahr konnten 42 Prozent der Betriebe dem Umsatz steigern. 13 Prozent verzeichneten Umsatzrückgänge. 
  • Zähe wirtschaftliche Lage hat noch keinen negativen Einfluss auf Beschäftigung und Investitionen. Zu beiden Themenstellungen hielten sich die Rückmeldungen der Betriebe ungefähr die Waage. Zumindest bei der Beschäftigung erwarten die Betriebe im Herbst einen Zuwachs.
  • Von den sieben Gewerbegruppen konnte sich in der Lageeinschätzung im Vorjahresvergleich nur das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe leicht verbessern (z.B. Friseure). Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerke hielten knapp den Vorjahresstand. Bauhauptgewerbe, Ausbaugewerbe und das Kfz-Gewerbe gaben schlechtere Bewertungen ab. Besonders deutlich verschlechtert haben sich die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, bei denen die „Gut“-Bewertungen von 59 auf 48 Prozent sanken, und die „schlecht“-Bewertungen von acht auf 20 Prozent stiegen.
  • Die Erwartungen für das jetzt anlaufende Quartal sind uneinheitlich: 61 Prozent der Betriebe gehen von einem „Weiter so“ aus, 20 Prozent erwarten eine Verbesserung, etwa genauso viele eine Verschlechterung (19%). Besonders optimistisch gehen Dienstleistungs- (22% besser, 15% schlechter) und Nahrungsmittelgewerbe (30 % besser, 22 % schlechter) in das Sommerquartal. Auch von den Aufträgen wird keine Erholung ausgehen: Etwa jeder fünfte erwartet eine Auftragssteigerung, genauso viele befürchten rückläufige Aufträge.