Gemeinsam getüftelt, gedacht – und prämiert
„Jetzt haben wir wieder vier neue ganz konkrete Beweise, dass das Handwerk die Zukunft gestaltet. Und es begeistert und fasziniert mich zu sehen, welche großartigen Innovationen Handwerksbetriebe vorantreiben, erklärt Rainer Reichhold, Präsident von Handwerk BW und Vorsitzender des Vereins Technologietransfer Handwerk, der den Preis vergibt. „Die Preisträgerprojekte überzeugen durch ihren besonderen Innovationsgrad und vorbildhaften Charakter. Wir hoffen, dass dies zahlreiche weitere Handwerker inspiriert, nicht zuletzt dazu, selbstbewusst mit der Wissenschaft zu kooperieren“, so Reichhold weiter.
Zu den Preisträgern:
Mit Forschung zu besserer Backwarenqualität
Der Handwerksbäcker BeckaBeck (Inhaber Heinrich Beck) aus Römerstein im Landkreis Reutlingen hat den Weg von der Backstube an die Hochschule gewagt und arbeitet mittlerweile mit der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim unter der Leitung von Prof. Dr. Friedrich Longin zusammen. In Laboranalysen wurden mit Hilfe des Inputs der Praktiker Erkenntnisse zu Getreidequalität und Teigführungszeit gewonnen, die der Bäckereibetrieb in neue Fertigungsprozesse umgesetzt hat. Jetzt werden nachhaltigere und gesündere Produkte produziert.
Vielfältiger Ernten mit dem KI-Roboter
Die Feinwerkmechaniker der Zauberzeug GmbH (Inhaber Rodja Trappe) aus Havixbeck im Münsterland haben gemeinsam mit dem Fachgebiet Agrarökologie und nachhaltige Anbausysteme der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (Prof. Dr. Ralf Bloch) einen autarken und modularen Ernteroboter entwickelt, der aufgrund seiner Größe zur Anwendung in kleinen und mittelständischen Betrieben prädestiniert ist. Dank KI-Unterstützung kann er verschiedene Pflanzen präzise unterscheiden und ist daher nicht auf bestimmte Ernten festgelegt.
Mit XXL-Luftspulen Kurzschlüsse in Windrädern vermeiden
Der Elektrohandwerksbetrieb Bürkle und Schöck GmbH (zuständiger Geschäftsführer Stefan Bürkle) aus Stuttgart hat gemeinsam mit dem Institut für Energieübertragung und Hochspannungstechnik der Universität Stuttgart (Dr. Michael Beltle) XXL-Luftspulen für die zertifizierte Leistungsmessung von Windrädern entwickelt.
Nur dank der Kombination von Simulationen und Praxistests konnten Spannungsüberschläge ausgemerzt und die weltweit einzigartigen Spulen produziert werden. Ein echtes Nischenprodukt, von dem die Energiewende in Gänze profitiert – erdacht im Handwerk.
Wasserspeicher für gesündere Bäume
Der Sonderpreis für ganzheitliche Nachhaltigkeit geht an die Humberg GmbH Baumschutzsysteme (Metallbau, Geschäftsführer Franz Humberg) sowie an Prof. Dr.-Ing. Helmut Grüning und Nils Siering M.Eng. vom Fachbereich Energie · Gebäude · Umwelt der FH Münster. Ihr Baumrigolensystem „BeGrüKlim / ALVEUS“ speichert Niederschlag, um Bäume zu bewässern und urbane Flächen vor Hochwasser zu schützen.
Neben den Preisträgern möchte die Jury außerdem folgende Bewerbungen anerkennend erwähnen:
- Brettsperrholz mit verbesserter Statik und Dämmung für den Holzbau: „Hybrid-BSP für den innovativen Holzbau“ - CLTech GmbH & Co. KG (Dr. Tobias Graf) aus Kaiserslautern und Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe GmbH (IVW) (Dr. Bernd Wetzel)
- Räucherfigur mit „smarten“ Materialien aus der Raumfahrtforschung: „Wilhelms Räucherrakete“ – Füchtner Erfinderwerkstatt / „Meet the Nutcracker UG“, Markus Füchtner (Kunsthandwerk) aus Seiffen und Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU Dresden (Holger Kunze)
- Nachhaltigkeitsprüfung des gesamten Wertschöpfungsprozesses im Holzbau: „FLX DPP:plus Nachhaltiges Produkt-Monitoring für Holzbauweise“ Nafz Holzhaus GmbH (Sebastian Nafz) aus Horb a.N. und Steinbeis Transferzentrum Industrielle Digitalisierung (Dipl. Wirt. Inf. Hans-Dieter Wehle und Prof. Dr. Tim Jansen)
Der „Seifriz – Transferpreis Handwerk + Wissenschaft“ wird unter der Federführung von HANDWERK BW durch den Verein Technologietransfer Handwerk e.V. und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftszeitschrift „handwerk magazin“ veranstaltet. Partner des Preises sind die Holzmann Medien Gruppe und die Signal Iduna Gruppe für Versicherungen und Finanzen, die die Hauptpreise stiften. Der „Sonderpreis für ganzheitliche Nachhhaltigkeit“ wird von der IKK classic dotiert. Die Auszeichnung umfasst Preisgelder von insgesamt bis zu 25.000,- € sowie die Teilnahme am Branchenevent „Zukunft Handwerk“, veranstaltet von der Gesellschaft für Handwerksmessen GHM mbH von 28.02. bis 01.03.2024 in München.