Handwerk gibt Stellungnahme ab

Ländlicher Raum -

Die Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, eine Gesamtstrategie zur Weiterentwicklung der ländlichen Räume zu entwickeln. Dieser Prozess ist Ende letzten Jahres gestartet. HANDWERK BW hat sich mit einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort gemeldet, die unter anderem die Themen Fachkräftesicherung, Mobilität, Flächen und Ansiedlungen und Nahversorgung aufgreift.

Im Bereich der Fachkräftesicherung fordert das Handwerk bessere Bedingungen für ausbildenden Betriebe und Auszubildende im ländlichen Raum. Fehlende wohnortnahe Schulstandorte mindern die Attraktivität für die betroffenen Ausbildungsberufe entscheidend und wirken sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe und somit auch des Landkreises aus.
Selbst im ländlichen Raum spüren Betriebe zunehmend Engpässe bei der Flächenverfügbarkeit: Im Handwerk dominiert die Nachfrage nach eher kleinteiligen Flächen in der Größenordnung von wenigen 100 bis 1.000 m². Das Handwerk setzt dabei auf intelligente und flexible Konzepte, die eine verträgliche Gewerbeflächenentwicklung ermöglichen. Dies könnte die Fokussierung auf die Schaffung kleinerer Gewerbegebiete am Siedlungsrand („Handwerkerzonen“), Flächenrecycling oder die Umnutzung leerstehender (landwirtschaftlicher) Gebäude beinhalten.


Die digitale Infrastruktur muss weiter ausgebaut werden, nicht nur in Form von Breitband, sondern auch in Form von Mobilfunk. Wenn der Handwerker auf der Baustelle mit seinem Büro kommunizieren muss, liegen die Festnetzanschlüsse noch nicht. Zudem fordern Dokumentationspflichten, Anlagenüberwachung und Fernwartung stabile Verbindungen, die auch ohne das Privatnetz der Kunden gewährleistet werden müssen. Das Handwerk schlägt Modellprojekte im ländlichen Raum vor, mit denen die tatsächliche Abdeckung schneller mobiler Verbindungen in der Fläche geprüft werden. Mit diesen Ergebnissen müssen dann gemeinsam mit Kommunen und Netzanbietern Lösungen für eine bessere mobile Abdeckung gefunden werden.


Eine weitere wichtige Aufgabe des Handwerks im ländlichen Raum ist die Nahversorgung. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel kleinere Flächen nicht mehr bedienen will, übernehmen oft Bäckereien oder Fleischereien die Versorgung mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf. Daneben leisten auch die Gesundheitshandwerke oder die Service- und Reparaturdienstleister (z.B. SHK-Betriebe, Elektrobetriebe, Kfz-Werkstätten) einen erheblichen Beitrag zur Lebensqualität. Umso wichtiger ist es, diese Betriebe am Ort zu halten und die Nachfolge zu sichern. Bei der Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel auf der „grünen Wiese“ muss sehr behutsam vorgegangen werden.Handwerker benötigen Straßen, um zum Kunden zu kommen. Sie sind darauf angewiesen, eigene Fahrzeuge für die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung, für Fahrten zu Serviceeinsätzen oder zu Baustellen sowie für den Transport von Arbeitsmaterialien flexibel nutzen zu können. Lange Fahrzeiten wegen Stau, fehlender Umgehungsstraßen und nicht angegangener Straßensanierungen sind ein wesentlicher Kostenpunkt für die Handwerksbetriebe.


Daneben ist das Land beim Bürokratieabbau gefordert. Dies ist zwar kein Thema, das nur den ländlichen Raum betrifft. Aber gerade die dort kleineren Betriebe sind überproportional von überbordender Bürokratie betroffen. Der Frust um die Bürokratie ist ein wesentlicher Grund für die schwierige Nachfolgersuche. Das Land muss das im Koalitionsvertrag avisierte Abbauziel von bis zu 500 Mio. Euro Bürokratiekosten erreichen. Ein konkretes Ärgernis sind langwierige Planungs- und Genehmigungsprozesse. Bauflächen sind für Unternehmen nur schnell und nachhaltig nutzbar, wenn auch die Gemeinden bzw. Landkreise ihre Prozesse schnell und rechtssicher absolvieren. Gerade kleinere Städte und Gemeinden bieten durchaus Chancen, sich im Vergleich zu größeren und teilweise schwerfälligen Verwaltungskörpern in Ballungsräumen als mittelstandsgerecht zu positionieren.