Handwerk legt konkrete Vorschläge vor
Berufsorientierung -
„Wir brauchen eine Neuausrichtung der Beruflichen Orientierung. Bildungswege müssen endlich als gleichwertig behandelt werden – egal ob akademisch oder beruflich. Hierzu gehört eine echte ergebnisoffene Berufsberatung, und zwar in allen Schularten. Die Bemühungen der Landesregierung gehen nicht weit genug. Wir brauchen mehr, um dem Fachkräftemangel entschieden entgegenzutreten, wir brauchen jetzt eine Bildungswende“, so Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Der Trend zur Hochschulreife setzt sich bislang ungebrochen fort. Über 50 Prozent der Jugendlichen erreichen die Allgemeine bzw. die Fachhochschulreife und drei Viertel beginnen ein Studium. Ein Drittel aller Studienanfänger jedoch bricht innerhalb der ersten fünf Semester sein Studium ab.
Gleichzeitig bleiben Karrierechancen in der beruflichen Bildung oft ungenutzt. So blieben im Jahr 2021 allein im deutschen Handwerk 18.800 Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei bietet gerade das Handwerk auch für leistungsstarke Schulabsolventen attraktive Berufsperspektiven. Gut ausgebildete Führungskräfte für Betriebsübernahme und -nachfolge werden dringender denn je gesucht.
Damit die Berufsorientierung in den Schulen dem Anspruch gerecht wird, jedem Jugendlichen eine wirklich breite Entscheidungsbasis zu geben, muss das Land seine Politik umgehend ändern. Das Handwerk BW hat hierzu acht Handlungsempfehlungen erarbeitet:
· Verbindliche Verankerung beruflicher Kompetenz in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen
· Festschreibung von verbindlichen Praktika in dualen Ausbildungsberufen in Betrieben in allen Klassenstufen – insbesondere an Gymnasien
· Einrichtung eines Wahlpflichtfachs an Gymnasien in einem Berufsfeld, z.B. aus Wirtschaft, Elektrotechnik, Metalltechnik, Umwelt und Energie oder IT
· Feste Praxiszeiten an der Berufsschule und in überbetrieblichen Bildungsstätten für alle Schülerinnen und Schüler
· Berufliche Orientierung für duale Ausbildungsberufe während der allgemeinbildenden Schulzeit - individuell, strukturiert, zielorientiert und aufeinander aufbauend
· Flächendeckende Berücksichtigung dualer Ausbildungsberufe aus Handwerk und Industrie bei Bildungspartnerschaften
· Flexibilisierung der möglichen Praktikumszeiten an allgemeinbildenden Schulen hinsichtlich der Jahreszeiten
· Wissenschaftliche Evaluation bestehender Berufsorientierungsangebote hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Zielgruppengenauigkeit