Handwerk: Mehr Azubis und mehr Ausbildungsbereitschaft bei Betrieben

Ausbildungsumfrage -

Das Handwerk in Baden-Württemberg verzeichnet auch in diesem Jahr einen erfreulichen Anstieg bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Zum Stichtag 31. Oktober zeigt sich der positive Trend bereits im zweiten Jahr in Folge: 18.702 Neuverträge wurden abgeschlossen, knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders erfreulich: Auch die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe ist gestiegen. Eine aktuelle Umfrage zur Ausbildungssituation im Handwerk für das dritte Quartal belegt, dass 38 Prozent aller Handwerksbetriebe ausbilden oder dies künftig tun möchten. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2022 waren es noch 31 Prozent.

„Das ist ein starkes Signal und unterstreicht das enorme Engagement unserer Betriebe“, erklärt Rainer Reichhold, Präsident von Handwerk BW. Dennoch zeigt die Umfrage auch Herausforderungen auf: Fast jeder zweite Ausbildungsbetrieb (46 Prozent) konnte seine Lehrstellen nicht vollständig besetzen. Hinzu kommt, dass ein Viertel der Betriebe, die derzeit nicht ausbilden, dieses unfreiwillig tun: Sie haben keine oder keine passenden Bewerber gefunden. Besonders alarmierend: 43 Prozent der Ausbildungsbetriebe mussten Bewerber ablehnen, häufig wegen fehlender Motivation und Leistungsbereitschaft.

Dabei sei der Schulabschluss nicht das Hauptproblem, betont Reichhold. „Drei von vier Ausbildungsbetrieben stellen auch junge Menschen mit Hauptschulabschluss ein. Entscheidend ist jedoch die Motivation, den Beruf wirklich erlernen zu wollen. Sie ist das A und O für eine erfolgreiche Ausbildung.“ Das Handwerk fordert darüber hinaus seit Jahren eine stärkere Vermittlung von Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen an den allgemeinbildenden Schulen. „Was eigentlich selbstverständlich sein müsste, wird jetzt zur Fachkräftebremse“, so der Landeshandwerkspräsident. Ebenso wichtig sei es, den Jugendlichen ein realistisches und praxisnahes Bild der beruflichen Arbeitswelt zu vermitteln. „Nur wenn wir den jungen Menschen besser erklären, was sie nach der Schule erwartet, lassen sie sich auch für die vielseitigen Karriereperspektiven im Handwerk begeistern“, so Reichhold.

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Umfrage ist die Rolle des Handwerks bei der Integration. „In den vergangenen fünf Jahren hat jeder dritte Ausbildungsbetrieb im baden-württembergischen Handwerk erfolgreich junge Menschen mit Fluchthintergrund ausgebildet. Zudem hat jeder vierte Betrieb Auszubildende mit schulischem Unterstützungsbedarf erfolgreich zum Abschluss geführt“, erklärt Reichhold. „Das zeigt, wie inklusiv und chancengerecht das Handwerk ist.“ Weitere Informationen zur Ausbildungsstatistik erhalten Sie hier.