Handwerk stemmt sich gegen die Krise
Handwerkskonjunktur -
„Es ist ein starkes Zeichen für die Stabilität des Handwerks, wenn die Betriebe trotz Dauerkrise zum Jahreswechsel noch weitestgehend gut gestimmt waren. Sorgen macht uns aber der teils deutliche Auftragsrückgang und der eher pessimistische Blick auf die nächsten Monate. Die Betriebe sind verunsichert, weil sie häufig noch gar nicht wissen, wie sich die Energiekrise auf sie auswirkt – oft stehen die Jahresabrechnungen noch aus. Spätestens wenn Nachzahlungen und höhere Abschläge drohen, könnten die Klagen der Betriebe lauter werden. Umso wichtiger wäre es, dass die Härtefallhilfen jetzt endlich kommen, um besonders betroffene Betriebe aufzufangen“, so Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Im vierten Quartal 2022 wurde die Geschäftslage von den 1.500 befragten Handwerksbetrieben in Baden-Württemberg noch überwiegend positiv beurteilt. So gaben fast 70 Prozent der Betriebe an, ihre Geschäftslage sei „gut“, knapp ein Viertel bewerteten sie als „mittel“ und nur neun Prozent als „schlecht“. Am zufriedensten waren weiterhin die Betriebe aus den Bauhaupt- und dem Ausbaugewerbe, trotz bremsender Effekte wie gestiegenen Zinsen oder teuren Materialien. Dennoch mehrten sich auf dem Bau die Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung. Besonders die gemeldeten Auftragseingänge gehen immer weiter zurück. Am stärksten verbessert hat sich die Stimmung dagegen im Dienstleistungsgewerbe, was an der Entspannung der Corona-Lage seit der Situation vor einem Jahr liegen dürfte. Die Auslastung war weiter hoch. Knapp 20 Prozent der Betriebe über alle Gewerke hinweg waren mehr als voll ausgelastet. Das könnte aber auch mit Fachkräfteengpässen erklärt werden.
Der Ausblick auf das erste Quartal 2023 ist recht zurückhaltend. Eine knappe Zweidrittel-Mehrheit geht zwar noch von einer unveränderten Lage aus, aber die Zahl der Pessimisten ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf gut 20 Prozent gestiegen. Besonders besorgt sind die Betriebe im Nahrungsmittel-, Bau- und Ausbaugewerbe. Hier hat sich binnen Jahresfrist der Anteil der Pessimisten von acht auf 16 Prozent sogar verdoppelt.
Die Erwartungen an die Auftragsentwicklung sind ebenso verhalten. 22 Prozent der Betriebe erwarteten ein Auftragsplus, 27 Prozent ein Auftragsminus. Immerhin: Die Entwicklungen bei der Beschäftigung waren saisonüblich: Rund 13 Prozent der Betriebe wollen im ersten Quartal die Zahl ihrer Beschäftigten sogar erhöhen, nur neun Prozent erwarten einen Rückgang.