Handwerk weiter stabil – nur Bausektor macht Sorgen
Handwerkskonjunktur -
„Vor allem der Bausektor macht uns Sorgen. Die schnell ansteigenden Zinsen, die gekürzten Fördermittel und das politische Durcheinander rund ums Thema Heizungstechnik führen zu deutlich weniger Aufträgen. Umso wichtiger, dass zügig Planungssicherheit für Bauwillige geschaffen, gleichzeitig aber auf durchdachte und rechtsfeste Verfahren geachtet wird“, kommentiert Handwerk BW-Präsident Rainer Reichhold die Ergebnisse der Umfrage.
Die Handwerksbetriebe bewerteten ihre Geschäftslage ähnlich wie vor einem Jahr. 66 Prozent bewerteten die Lage als gut, 27 Prozent als mittel und sieben Prozent als schlecht. Die Auftragsentwicklung insgesamt war zwar weiter positiv, aber etwas schwächer als vor einem Jahr. Jeder dritte Betrieb verzeichnete ein Auftragsplus, ein Fünftel meldete Auftragsrückgänge. Beim Umsatz gab es im Vorjahresvergleich kaum Bewegung. 42 Prozent der Betriebe meldeten einen gestiegenen, 13 Prozent einen gesunkenen Umsatz.
Die Beschäftigung war etwas rückläufig. Während elf Prozent der Betriebe mehr Personal verzeichneten, meldeten 13 Prozent weniger Beschäftigte. Die Demografie und die schwierige Lage am Fachkräftemarkt forderten offenbar ihren Tribut, so Handwerk BW. Die Besetzung offener Stellen werde zunehmend schwieriger. Dabei war die Auslastung der Betriebe weiter hoch. Ein Fünftel der Betriebe war sogar zu mehr als 100 Prozent ausgelastet, der Anteil der zu weniger als 60 Prozent ausgelasteten Betriebe sank von 14 auf 11 Prozent.
Zurückhaltender waren die Betriebe bei den Investitionen: Nur noch 14 Prozent der Betriebe haben mehr investiert, 17 Prozent dagegen weniger. Im Vorjahresquartal hielten sich diese Gruppen noch die Waage.
Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich leicht eingetrübt. Während drei von vier Betrieben von einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Situation ausgehen, gehen 13 Prozent von einer Verschlechterung aus. Auch die Aussichten für den Umsatz sind schwächer. So gehen nur noch 25 Prozent von steigenden Umsätzen aus – im Vorjahr waren dies noch 30 Prozent.
Zwar beurteilten alle Gewerbegruppen ihre Lage mehrheitlich positiv, aber die Unterschiede im Gesamtbild waren deutlich. Am zufriedensten war weiterhin das Ausbaugewerbe, wo drei von vier Betrieben die Gegenwart als gut einschätzten. Mit Blick nach vorne ins kommende Quartal erwarten allerdings mehr Betriebe eine Verschlechterung als eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Ähnliches gilt für das Bauhauptgewerbe. Auch hier hat sich binnen eines Jahres die Einschätzung für den Herbst ins Negative gedreht. Auftragslage und Umsatzentwicklung waren gedämpfter.
Das Kfz-Gewerbe war die Gruppe, die sich im Vorjahresvergleich am stärksten verbesserte. Aktuell bewerteten 73 Prozent der Betriebe die Lage als gut. Aufträge und Umsätze haben sich deutlich verbessert. Die Lieferschwierigkeiten fanden offenbar ein Ende, so Handwerk BW. Nichtsdestotrotz stehe das Kfz-Gewerbe vor einer großen Transformation.