Mehr Betriebsgründungen trotz turbulenter Zeiten
Handwerksstatistik -
„Wir freuen uns, dass das Landeshandwerk wächst. Das ist aber kein Grund zum Ausruhen. Es bleibt mehr denn je eine zentrale Aufgabe unserer Zeit, Menschen zur Betriebsübernahme und Gründung zu ermutigen – auch in den meisterpflichtigen Gewerken. Insgesamt stehen rund 20.000 Betriebe in den nächsten Jahren zur Übergabe bereit. Außerdem liegen große gesellschaftliche Aufgaben vor dem Handwerk: Klimaschutz, Nahversorgung sichern, Wohnraum bauen und sanieren - all das geht nicht ohne eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung für das Handwerk, die auch mehr Jüngere ins Handwerk zieht“, kommentiert Handwerk BW-Präsident Rainer Reichhold.
Zum Stichtag 31.12.2022 waren im meisterpflichtigen Handwerk 92.747 Betriebe bei den Handwerkskammern in Baden-Württemberg eingetragen. Das waren 849 Betriebe oder 0,9 Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Rückgänge gab es bei den Metallberufen, wie beispielsweise den Feinwerkmechanikern und Metallbauern. Hier setzt sich der rückläufige Trend der Vorjahre hin zu weniger, aber größeren Betrieben fort. Auch bei den Augenoptikern und Zahntechnikern war die Zahl der Betriebe rückläufig.
Demgegenüber erlebten die Energie-Berufe, wie Installateure und Heizungsbauer sowie Elektrotechniker, im Zuge von Klimaschutzdebatte und Energiepreiskrise einen Aufschwung. Die Zahl der Elektrotechniker nahm um 245 Betriebe zu – der höchste Zuwachs im zulassungspflichtigen Handwerk. Das zweitgrößte Plus erzielten Installateure und Heizungsbauer mit 47 Betrieben. Das zulassungsfreie Handwerk war der mit Abstand am stärksten wachsende Handwerksbereich – mit ganzen 6,6 Prozent mehr Betrieben als zum Jahresbeginn. So zum Beispiel bei den Gebäudereinigern: Sie erzielten das größte absolute Plus im gesamten Handwerk (+12,5%). Es ist aber davon auszugehen, dass viele dieser Gründungen in Soloselbstständigkeit und als Teilzeit-Beschäftigung erfolgen.
„Es ist ein gutes Zeichen, dass die befürchtete Löschungswelle in den Handwerksrollen bis jetzt ausgeblieben ist – trotz Energiekrise und fast ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine. Aber die schwierigen Zeiten sind für viele noch nicht überstanden. Und manche Herausforderungen, wie der Fachkräftebedarf, bleiben. Es braucht in den nächsten Jahren also nicht nur viele Betriebsübernehmer, sondern weiter das spürbare Bekenntnis der Politik zum Handwerk“, so Reichhold.
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