Schoppers Bildungskompass kennt nur eine Richtung
Zumeldung zum Interview in der Stuttgarter Zeitung -
„Die Aussagen der Kultusministerin erfüllen uns mit Sorge, denn Frau Schopper will offenbar das Gegenteil dessen, was nötig ist. Wir brauchen keine höhere Abiturientenquote mit der Brechstange, sondern berufs- und lebensfähige Schulabgänger über alle Schulformen hinweg“, erklärt Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW. „Schoppers Bildungskompass kennt nur eine Richtung. Wer aber das Gymnasium zur Abiturfabrik macht, stellt die Hochschulreife mehr denn je als einzig akzeptablen Abschluss dar und degradiert alle anderen Bildungswege zur zweiten Wahl.“
Besonders kritisch sieht das Handwerk den Auftrag an die Gymnasien, schwächere Schüler abiturfähiger zu machen. „Wer ernsthaft meint, man müsse nur genug Förderzeit einplanen, damit möglichst alle Jugendlichen das Abitur schaffen, verkennt die Vielfalt an Talenten, Interessen und Lebenswegen. Und damit ignoriert die Ministerin auch implizit, dass wir dringend junge Menschen in der beruflichen Bildung brauchen – nicht nur an den Hochschulen.“ Politischer Druck, möglichst viele Schülerinnen und Schüler durch das Gymnasium zu bringen, verschärfe die Schieflage im Bildungssystem. „Mehr Abiturienten bedeuten nicht automatisch mehr Gerechtigkeit, aber ganz sicher mehr Fachkräftemangel in vielen Berufen“, so Haas.
Zustimmung kommt vom Handwerk hingegen für die Vorschläge von CDU-Spitzenkandidat Manuel Hagel, der sich für eine verbindliche und praxisnahe Berufsorientierung an allen Schulen ausgesprochen hatte. „Ich stimme Herrn Hagel ausdrücklich zu: Wir brauchen nicht noch mehr junge Menschen mit Hochschulambitionen, sondern mehr, die Häuser bauen, Maschinen warten oder als Bäcker für frische Brötchen sorgen“, sagt Haas. „Von Anfang an mit dem Handwerk in Kontakt kommen, sich ausprobieren, Berufe kennenlernen – das wäre Bildungspolitik, die die Zeichen der Zeit erkennt.