Staatliche Investitionen trotz Krise nötig

BWHT-Mitgliederversammlung -

Bei der Mitgliederversammlung des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) hat Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold die Politik mit Blick auf den kommenden Landeshaushalt aufgefordert, die Betriebe auch in Krisenzeiten zu unterstützen und den Fokus nicht nur auf Industrie und Großkonzerne zu legen. Bei der Veranstaltung (19.7.22) war auch Finanzminister Dr. Danyal Bayaz zu Gast.

Vor Vertretern von Handwerksorganisationen aus dem ganzen Land, aber auch zahlreichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten betonte Reichhold, dass die Handwerksbetriebe seit Jahrzehnten ein Garant für eine stabile Wirtschaft seien und verlässlich ihrer Rolle als Arbeitgeber und Ausbilder nachkämen. “Das Handwerk verlagert keine Arbeitsplätze ins Ausland oder schließt Standorte – wir pflegen nachhaltiges Unternehmertum vor Ort. Aber: Die Betriebe können die notwendige Transformation nicht allein stemmen. Sie benötigen gerade in Krisenzeiten staatliche Unterstützung, um ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlstand auch zukünftig leisten können.“

Im kommenden Doppelhaushalt des Landes müssten deshalb zum einen die Mittel für die Zukunftsinitiative „Handwerk 2025“ fortgeführt und aufgestockt werden. Unter anderem werde ein weiterer Schwerpunkt zur Unternehmensnachfolge benötigt, da in den nächsten Jahren tausende Betriebe eine Nachfolge suchen.

Um dem enormen Fachkräftebedarf begegnen zu können, forderte der Landeshandwerkspräsident zudem eine Bildungswende für mehr betriebliche Ausbildung, verbunden mit einem Mehr an Wertschätzung für handwerkliche Berufe auch in der Gesellschaft. Reichhold: „Damit uns das gelingt, brauchen wir zuallererst eine Neuausrichtung der Beruflichen Orientierung – hin zu einer echten ergebnisoffenen Beratung an allen Schularten. Bildungswege müssen endlich als gleichwertig behandelt werden – egal ob akademisch oder beruflich.“ Der Handwerkstag hatte kürzlich ein Positionspapier mit acht konkreten Handlungsempfehlungen wie verbindlichen Praktika für alle Klassenstufen auch an Gymnasien vorgelegt. Diese müssten jetzt von der Politik zügig umgesetzt werden.

Auch die Bildungsstätten des Handwerks benötigten staatliche Unterstützung, da sie einen entscheidenden Beitrag bei Aus- und Weiterbildung leisten. Deren Finanzierung müsse dringend zukunftsfest aufgestellt werden.  In den kommenden Jahren benötigen allein die Bildungsstätten der Kammern rund 235 Millionen Euro für Sanierung, Modernisierung oder Neubau. „Im Moment ist hier der Anteil des Landes, der im Haushalt eingeplant ist, zu niedrig, das sollte sich ändern. Denn: Die Investition in die Bildungsstätten ist auch eine Investition in die Fachkräfte von morgen“, so Reichhold abschließend.