Umsatzsteigerung in allen Gewerbegruppen
HANDWERK BW-Statistik -
Die hohen Anstiege müssen im Licht der aktuellen Entwicklungen interpretiert werden:
Erstens hat sich die Corona-Situation innerhalt eines Jahres komplett geändert: Lagen Teile der Wirtschaft im ersten Quartal 2021 im Lockdown, wurden ein Jahr später nach und nach Beschränkungen aufgehoben. Mit dieser Erholung und wirtschaftlichen Normalisierung erklären sich große Teile des Umsatzanstiegs in den konsumnahen Gewerken: Bei den Dienstleistungshandwerken stiegen die Umsätze um 32,7 Prozent, dem zahlenmäßig größten Gewerk in dieser Gruppe, den Friseuren, sogar um 55,2 Prozent. Im Lebensmittelhandwerk steigen die Umsätze um 6,8 Prozent, bei den in diese Gruppe gehörenden Konditoren sogar um 29,7 Prozent. Die Gesundheitshandwerke konnten den Umsatz um 9,6 Prozent steigern.
Zweitens schlugen sich die hohen Preissteigerungen bei Materialien und Energie in den nominalen Umsätzen nieder. Im Bauhauptgewerbe steigen die Umsätze um satte 24,8 Prozent. Bei den Dachdeckern, einem Gewerk dieser Gruppe, sogar um 47,7 Prozent. Dabei muss man berücksichtigen, dass der Preis von gesägtem oder gehobeltem Holz sich im gleichen Zeitraum um 50 Prozent verteuert hat. Im Ausbauhandwerk steigen die Umsätze um 15,7 Prozent, bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf um 12,5 Prozent. Ein Teil der Umsatzsteigerung geht auf das Konto der Verteuerung von Materialien, wie Holz, chemische Produkte oder Metalle. Metalle haben sich beispielsweise um 38 Prozent verteuert.
Drittens stiegen im Kfz-Gewerbe die Umsätze um 10,6 Prozent. Die Engpässe bei den Neufahrzeugen wegen des Chipmangels ließen vor allem Gebrauchtwagen knapp und teuer werden, gleichzeitig fehlten aber viele Verkäufe von Neuwagen.
Im zulassungsfreien Handwerk stiegen die Umsätze um 15,8 Prozent.
Gerade im Bauhandwerk erschweren die steigenden Preise eine solide Kalkulation immens. Real, das heißt ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung, rechnet der BWHT für das Jahr 2022 mit einer konstanten Umsatzentwicklung im Vergleich zu 2021.
Die Beschäftigung im zulassungspflichtigen Handwerk ging dagegen um 0,8 Prozent zurück (Bund 0,7%). Leicht im Plus mit 0,1 Prozent lagen das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe. Dennoch sind hier weiterhin viele tausend Stellen offen. In den übrigen fünf Gruppen ging die Beschäftigung zurück. Den stärksten Rückgang verzeichneten die Dienstleistungshandwerke mit minus 5,8 Prozent. Vor allem bei den Friseuren (-7,4%), die während der Corona-Zeit stark eingeschränkt waren, suchten sich Mitarbeitende andere Stellen, die weniger von der Pandemielage abhängig sind.
Alle Daten gibt es beim Statistischen Landesamt:
https://www.statistik-bw.de/HandwBauwirtsch/Handwerk/hwGWZ-r21.jsp