Was bewegt die Betriebe im Land?

Ergebnisse der ZDH-Umfrage -

Die Unsicherheit geht weiter – und die Politik hat immer mehr Hausaufgaben zu erledigen. In etwa so lassen sich die baden-württembergischen Ergebnisse der neuesten ZDH-Umfrage zusammenfassen.

Eine Konjunkturbelebung dürfte es nach Ansicht der befragten Betriebe im ersten Halbjahr nicht geben. Rund 40 Prozent der Betriebe erwarten einen rückläufigen Auftragsbestand. Knapp die Hälfte der Befragten gehen davon aus, dass die Auftragsbücher Ende Juni genauso gut gefüllt sind wie vor einem Jahr. Nur 15 Prozent erwarten, dass der Auftragsbestand höher sein wird. Diese sehr gedämpfte Einschätzung hat Auswirkungen auf die Prognosen zu den Umsätzen. Für das zweite Quartal erwarten jeweils 45 Prozent der Betriebe entweder gleiche oder sinkende Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nur jeder zehnte erwartet eine Steigerung.  Auch eine Beschäftigungsausweitung ist nicht in Sicht: Zwanzig Prozent Betriebe, die eine abnehmende Beschäftigung erwarten, stehen nur sechs Prozent Betrieben gegenüber, die ein Plus erwarten. Immerhin: Drei von vier Betrieben (73%) gehen von einer konstanten Beschäftigung aus. Insgesamt unterscheiden sich die Einschätzungen im Land nicht mit denen vom Bund.

Investitionen werden verschoben

Die schwachen wirtschaftlichen Aussichten bremsen Innovation und Transformation. Die große Unsicherheit bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung lässt die Betriebe vor allem bei den Investitionen Zurückhaltung üben. 42 Prozent der Befragten wollen Vorhaben verschieben. Auf Grund der gesunkenen Nachfrage überlegt sich sogar jeder vierte Betrieb, einzelne Betriebsstätten oder Geschäftsfelder zu schließen (24%). 22 Prozent ziehen eine Reduzierung der Öffnungszeiten in Betracht.

Bürokratiebelastung steigt weiter

Am stärksten belastet sehen sich die Betriebe durch hohe Steuern und Abgaben (71%) sowie von Dokumentations- und Nachweispflichten gegenüber der öffentlichen Hand und Geschäftspartnern (51%). Die Betriebe müssen mittlerweile im Schnitt rund ein Viertel der Arbeitszeit für solche bürokratischen Anforderungen aufwenden. Stark belastet fühlen sich viele Betriebe aber auch durch hohe Energiekosten (44%), Konsumzurückhaltung (42%) und die Fachkräftesicherung (41%). Die befragten Betriebe haben auch eine klare Meinung, was die Bundespolitik jetzt dringend angehen müsste: Auf die Fragen, welche Standortfaktoren der Bund zuerst verbessern sollte, nannten die Betriebe im Land zuerst Steuersenkungen (57%) sowie an zweiter Stelle mit jeweils 49 Prozent sichere und bezahlbare Energie sowie eine höhere Wertschätzung für Selbstständigkeit und unternehmerisches Handeln. Jeder dritte Betrieb fordert weniger Berichts- und Dokumentationspflichten (33%).

Bildungsthemen in Europa zentral

Mit Blick auf die Europawahl ist den Betrieben an erster Stelle die Verbesserung von Image, Wertschätzung und Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung wichtig. Knapp dahinter folgt die Reduzierung von Berichts- und Dokumentationspflichten für kleinere und mittlere Unternehmen. An dritter Stelle steht aus Sicht der Betriebe ein hohes Niveau der Ausbildung von Fachkräften in handwerklichen Berufen in ganz Europa – und damit noch ein weiteres Bildungsthema.